Dicke Luft: HPA auf dem Vormarsch
In den letzten Jahren sieht man vermehrt Airsofter auf den Spielfeldern, die ihre Markierer über einen Schlauch mit Druckluft betreiben. Wir haben mal bei ein paar Herstellern und Anbietern nachgefragt, was es mit diesen sogenannten HPA-Systemen auf sich hat und warum immer mehr Spieler darauf schwören.
Neuland Druckluft? Keineswegs!
HPA – das steht für High Pressure Air, und bekannt ist diese Druckluft-Technik bereits aus dem Paintball-Sport.
Hier kamen Anfang der 80er Jahre die ersten Druckluftflaschen auf dem Markt. Zuvor verwendeten die meisten Markierer noch 12-Gramm-CO2-Kapseln – und sie mussten auch noch nach jedem Schuss neu durchgeladen werden. Ursprünglich waren diese Modelle ja auch gar nicht für sportliche Zwecke gedacht: In den 1950er Jahren wurden die Markierer der US-amerikanischen Nelson Paint Company in der Land- und Forstwirtschaft benutzt, um damit Vieh und Bäume zu markieren.
Mehr als zwei Jahrzehnte später stießen dann Hayes Noel und sein Freund Charles Gaines in einem Landwirtschafts-Katalog auf diese Markierer, als sie auf der Suche nach einem geeigneten Gerät waren, mit dem sie sich ein sportliches Duell nach vorher festgelegten Regeln liefern konnten. Die beiden nannten ihr Spiel „Survival“ und veröffentlichten 1980 einen Artikel darüber in der Zeitschrift Sports Illustrated – Paintball war geboren, und schon kurz darauf waren auch die ersten druckluftbetriebenen Markierer mit HPA-Flaschen erhältlich.
Aber auch im Airsoft-Sport ist die HPA-Technik keineswegs neu: Klassische Hersteller wie Asashi Firearms und CPA brachten bereits in den 80er und 90er Jahren Airsoft-Modelle mit eigenen HPA-ähnlichen Systemen (Stichwort: Classic Guns) auf den Markt, die heute bei Sammlern sehr begehrt sind und sich auch bei einigen wenigen Spielern noch großer Beliebtheit erfreuen. Wahrscheinlich war der Crash des Japanischen Börsenmarktes 1990 einer der Hauptgründe, warum die Hersteller derart hochpreisiger Airsoft-Modelle Anfang der 90er nach und nach von AEG-Herstellern verdrängt wurden, deren Produkte sehr viel erschwinglicher waren und daher auf dem heimischen Markt reißenden Absatz fanden. Von da an fristeten die klassischen Druckluftsysteme ein Nischendasein – bis vor Kurzem jedenfalls.
Denn seit einigen Jahren bringen Hersteller wie Tippmann, Wolverine, Polarstar und andere nicht nur eigene Airsoft-Markierer mit HPA-Technik heraus, sondern bieten auch Systeme an, mit denen sich (S)-AEGs auf HPA umrüsten lassen. Dazu wird dann – je nach System – der Kolben oder gleich die ganze Gearbox ersetzt. Hierbei handelt es sich übrigens um eine Manipulierung der Antriebsart, die nur von einem Büchsenmacher durchgeführt werden darf und anschließend vom Beschussamt abgenommen werden muss – selber basteln ist also nicht drin! Unter anderem Begadi kann hier allerdings weiterhelfen.
Volle Pulle!
Angetrieben werden HPA-Systeme naheliegenderweise mit Druckluft, je nach Hersteller ist teilweie aber auch der Betrieb mit Stickstoff möglich. Die Flasche steht dabei unter hohem Druck (zwischen 200 und 300 Bar) und ist über einen Schlauch – die Remote-Line – mit dem Markierer verbunden. Dazwischen drosselt ein Regulator den Druck auf ca. 5-7 Bar. So lässt sich die Schussstärke auch problemlos an die Regeln des jeweiligen Spielfeldes anpassen – das ist einer der zahlreichen Vorteile, die dafür sorgen, dass sich immer mehr Spieler für HPA entscheiden. Hinzu kommt, dass HPA-Markierer – je nach Hersteller und System – weniger störanfällig und wartungsaufwändig sind als elektrische oder herkömmliche, mit CO2 oder Green Gas betriebene Gewehre.
Bei (S)-AEG-Umbauten ist zwar noch eine Batterie für den Betrieb nötig, diese hält aber deutlich länger. Und eine Flasche Luft reicht in der Regel auch für mehrere tausend Schuss. Weitere Vorteile sind ein schöneres Schussgeräusch (je nach Hersteller auch mit einem ordentlichen Blowback-Effekt), die konstantere Leistung, der nicht vorhandene Cooldown-Effekt und somit auch die volle Wintertauglichkeit. Bei Gas-Umbauten spart man sich außerdem das Geld für Gas und teure Gas-Magazine.
Und wo ist der Haken?
Betriebskosten fallen freilich trotzdem an: Das Auffüllen der Druckluftflasche ist zwar auf vielen Feldern kostenlos oder kostet nur einen Euro in die Kaffeekasse, kann aber in manchen Läden auch schon mal mit 10 Euro zu Buche schlagen. Hinzu kommt, dass die Flaschen in Deutschland alle paar Jahre vom TÜV abgenommen werden müssen, was in der Regel nicht mehr als 50 Euro kosten sollte. Ohne TÜV kann es sein, dass man euch aus naheliegenden Gründen die Füllung eurer Flasche verweigert oder euch auf dem Spielfeld nicht zulässt.
Und natürlich gibt es auch ein paar Nachteile: Je nach Region und Ausstattung kann das Befüllen der Flaschen sehr stressig sein. Und wenn auf dem Feld mal ein Ventil klemmt, kann es schon mal passieren, dass die gesamte Luft auf einmal entweicht, wenn man nicht schnell genug an den Regulator kommt. Manche Spieler empfinden womöglich auch den Schlauch als störend oder nervig, ebenso wie die Flasche, die man zusätzlich am Körper trägt. Und zu guter Letzt wäre da noch der sehr hohe Anschaffungspreis: Je nach Hersteller und System kann man für ein komplettes Set aus Flasche, Airrig (Regulator und Remote-Line) und Markierer schon mal über 1000 Euro hinlegen – eine neue S-AEG ist da mit knapp 350 Euro inklusive Akku und Ladegerät schon deutlich günstiger und wahrscheinlich gerade für Anfänger eine bessere Wahl.
Fortgeschrittene Spieler, die auf der Suche nach einer hochwertigen und flexiblen Dauerlösung sind und sich nicht scheuen, ihr Sparschwein zu schlachten, könnten bei einem der zahlreichen HPA-Systeme allerdings fündig werden.
Wir bedanken uns bei Begadi und Polarstar für die freundliche Unterstützung.